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Dieses Thema hat 41 Antworten
und wurde 4.009 mal aufgerufen
 Fragen und hoffentlich Antworten rund um die Technik.
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BerT Offline




Beiträge: 4.299

25.12.2019 14:41
So bitte nicht ... Antworten

MoinZ !

Hier mal wieder ein nettes Beispiel für die Rubrik "Bitte-Nicht-Nachmachen".


Name und Herkunft des Vorbesitzers dieses Motors sind dem Schrauberling bekannt,
werden jedoch nicht veröffentlicht, denn es soll niemand bloßgestellt werden.
Schließlich macht jeder Fehler und man lernt nie aus.
An manche meiner Lehrgeldfehler mag auch ich nicht unbedingt erinnert werden ...
Das Werkstück dient lediglich als Anschauungsmaterial.


Irgendwann vor ein paar Jahren landete ein 97er Triumph TB-S Motor mit internem Wasserverlust in meinem Fundus.
Der Vorbesitzer hatte ihn für einen anderen Motor im Tausch in Zahlung gegeben.
Kurz nach Reparatur einer (vermutlich) defekten Kopfdichtung durch ihn selber
fand sich Kühlflüssigkeit im Motoröl.
Das hat nun seine Ursache entweder in einer abermals undichten Zylinderkopfdichtung,
oder in nicht richtig abgedichteten Laufbuchsen.
Man wird sehen ...

Nun ist es an der Zeit, sich des Motors mal anzunehmen und ihn nach und nach
wieder fit zu machen, z.B. für den nächsten Umbau oder es findet sich jemand,
der ihn dringender braucht als ich.




Der vormals schwarze Ventildeckel wurde in nicht bekannter Weise seiner Beschichtung
entledigt und man versuchte ihn zu polieren.
Leider stimmte wohl die Drehzahl nicht, was das Material an der Oberfläche anschmelzen ließ.
Unschön, aber es gibt Schlimmeres.
So auch die falsch herum eingesetzten Schraubenkopfdichtungen oben im Ventildeckel.




Wenigstens war man nicht zu sparsam mit der Menge der Dichtmasse für den Ventildeckel.




So ist die Formdichtung leider wegwerfreif.




Zum Thema Dichtwulst gab man sich redlich Mühe.
DAS wurde wenigstens nicht undicht.

#


Wenn schon ab Werk Herstellungsdatum des Motors und Nummerierung der
Lagerböcke der Nockenwellen eindeutig gekennzeichnet sind,
so kann man ruhig mal verwirrende Falschnummerierungen per Edding auftragen.




Der fast richtig neubeschichtete Motordeckel muss eh erst mal ab.




So kann man auch gut die fast richtigen Steuerzeiten ablesen.




Der Steuerkettenspanner jedenfalls hielt auch dicht und fest.




Nahezu formschlüssige Verbindung, die macht ihm so schnell keiner nach.




Also ab in die Kiste mit dem Krempel, das wird später gefittet und geschönt.




Intensive Tiefenreinigung wird wohl auch der Rest des Motors brauchen.
Schön zu sehen, wie sich die Emulsion aus Motoröl und Kühlflüssigkeit
in alle Ritzen und Poren setzt.
Das wird ein Putzfest ...






Weiter gehts ...



Erst mal den Motor aufs Gesicht gelegt, so kann ein Teil der Brühe in die Blutrinne ablaufen.




In der Zeit den Kupplungsdeckel entfernt.
Durchgängig waren alle Schrauben ohne das richtige Drehmoment angezogen.





Auch den Deckel über dem Antrieb der Ausgleichwelle mit der
Kurbelgehäusebelüftung bereits abgeschraubt.
Selbstredend war auch hier nicht eine Schraube mit dem richtigen Drehmoment.





Links im Bild der Antrieb für die Ausgleichwelle,
rechts die Ölzentrifuge der Belüftung.





Der Zapfen der Zentrifuge weist mehrere spürbare Riefen von der Polymerdichtung auf,
ist somit bereits zum Schrott verdammt.





Tief im Steuerkettenschacht verbergen sich drei 10.9er Schrauben.
Die sind relevant für die Aussenseite des Schachtes.
Konsequent wurde auch hier kein richtiges Drehmoment angewendet.





In der Mitte noch eine originale Schraube.
Mittels falschem Werkzeug und/oder Ungeschick den Antrieb schön umgeformt ...
Kreativ die beiden anderen Schrauben gegen 8.8er getauscht.
Warum auch mit dem Mainstream gehen ...





Die Stehbolzen des Zylinderkopfes rausgeschraubt.
Wenigstens die war unbeschädigt.
Das bisserl Rost ist schnell weggebürstet und die Rückstände
der Rostbrühe verschlimmern nur den optischen Eindruck.





Nun kann der Kopf runter, was ohne große Kraftanstrengung ging.
Das Aufquellen der alten originalen Kopfdichtung erleichterte die Sache.
Das seit ein paar Jahren verwendete Material der originalen Dichtung
ist schlicht untauglich, weshalb hierfür eigene Dichtungen angefertigt wurden.





Die vordere Gleitschiene der Steuerkette wude beim Einbau auch
mit viel Mühe in eine andere Form gebracht.





Links ein unbeschädigtes Gebrauchtteil.
Bin neugierig, wo sich die abgebröselten Bestandteile finden werden.





Das Gehäuse ohne Zylinderkopf.
Gut sichtbar, die nassen Laufbuchsen.
Die Laufflächen sind in leidlich gutem Zustand,
sofern man das auf den ersten Blick beurteilen kann.





Der Zylinderkopf von der Brennraumseite her gesehen.
Wenigstens ein Zylinder (rechts im Bild) lief halbwegs gut mit.





Danach hatte ich erst mal wieder die Nase voll
und eh noch Anderes zu tun am -Heilgen Abend-.



Demnächst gehts weiter .....




Gruss, Jochen !

Topo62 Offline




Beiträge: 100

25.12.2019 21:17
#2 RE: So bitte nicht ... Antworten

Super Jochen vielen Dank dafür da kann man noch etwas lernen,freue mich schon auf die Fortsetzung.Frohes Fest
Gruss Thomas

alfi Offline




Beiträge: 4.308

26.12.2019 11:55
#3 RE: So bitte nicht ... Antworten

Super Jochen, bin auch schon gespannt.....
Stehe hier schon am Pranger......

---------
Gruß Ralf

BerT Offline




Beiträge: 4.299

26.12.2019 15:42
#4 RE: So bitte nicht ... Antworten

MoinZ

Hier steht keiner am Pranger.



Den Mittag des zweiten X-Mess Tages sollte man anständig hinter sich bringen.
Also dann ...



Schrauben dreh'n ... Buchsen zieh'n ...





Raus sind die Laufbuchsen, erwartungsgemäß das Bild darunter.





Nix gut gedichtet, auch nix abgedichtet.





Die drei Grazien.





Ausgebüchst, die Dichtmasse ...





Kolben ohne große optische Beschädigungen.
Buchsen und Kolben werden ihren wahren Zustand erst bei der Messung preisgeben.
Wie viele Kilometer die runterhaben ist mir grad entfallen.





Also ... Motor umdrehen und ran an die Ölwanne.





Ölfilterdeckel und -Bolzen fein einemulgiert.





Der Schacht zum Motorherzen, der Ölpumpe.
Wenigstens kein nennenswerter Abrieb im Vorfeld zu sehen.





Dreinblick.






Und mein stets wiederkehrendes Highlight ...
Schlamm vom Feinsten.





Der Spachtel hilft bei der Schichtdickenmessung.





Was ausschaut wie Bellos Diarrhöe ist die Emulsion aus Kühlflüssigkeit und Öl.
Der Wasserbestandteil der Kühlflüssigkeit verdunstet, zurück bleibt die eigentliche
Kühlsustanz, die sich natürlich bereits mit dem Öl vermengt hat.
Wartet man noch länger mit der Motorrevision, dann wird das zäh wie Rübensirup.





Ohne Abnutzung.





Mal sehen, was sich unter dem Ansaugdingsda für die Ölpumpe verbirgt.





Ach schau !
Neben diversen Dichtungsresten, einem Kabelbinderkopf und harmlosen Spänen
findet sich das verlorene Bestandteil der Steuerkettenschiene.









Was sagt der Werkstattkater dazu ?
Zeigt mir, wie man den Tag angenehmer verbringen kann ...







Für heute ist genug, ich will ja noch ordentlich was Gutes kochen und braten.
Fette braune Bratensoße an deftigem Krustenbraten ...




Gruss, Jochen !

schmidei Offline




Beiträge: 3.959

26.12.2019 15:53
#5 RE: So bitte nicht ... Antworten

Na Soße is ja schon fertig

ThunderbirdJan Offline




Beiträge: 889

26.12.2019 16:11
#6 RE: So bitte nicht ... Antworten

Netter bericht über ordnungsgemäße wartung , aber nicht wirklich.
Aber jetzt wird alles gut.

------------------------------------------------
The looks, the sound, the name Thunderbird have it all,it has character and style unlike any other.

mgo Offline




Beiträge: 1.337

26.12.2019 18:33
#7 RE: So bitte nicht ... Antworten

Herzlichen Dank für die Einblicke in die Margarine-Fabrik Ist so'n bißchen wie das hier schauen und sich wundern, wie sowas überhaupt möglich ist.

Gruß aus München
Martin

jogi Offline




Beiträge: 7.581

26.12.2019 18:40
#8 RE: So bitte nicht ... Antworten

Spannender Bericht und schlauer Kater

***************
TRIUMPH for ever!
***************

alfi Offline




Beiträge: 4.308

26.12.2019 21:54
#9 RE: So bitte nicht ... Antworten

Ich denke, der Motor steht schon 6 Jahre.

---------
Gruß Ralf

BerT Offline




Beiträge: 4.299

03.01.2020 15:31
#10 RE: So bitte nicht ... Antworten

MoinZ

Da der Werkstattkater grad mal wieder pennt, alle Einkäufe erledigt sind,
es für ein Bier noch zu früh ist und ich eh auf nix anderes Lust habe,
habe ich hier mal weitergemacht.



Ölwanne ordentlich gereinigt, aussen eine auffällige Stelle entdeckt.
Hypothese erstellt.





In der Innenansicht dann zur Hypothese die These gemacht.




Die These in eine Theorie gewandelt und mittels Messingbürste den Beweis erbracht.
Riss in der Ölwanne. Sch .... !




Wie kann das passiert sein ?
Evtl. so : Kuckstu !


Nun gut, so weit, so schlecht.
Es liegen noch ein paar gute Ölwannen irgendwo in einer Kiste herum.
Die freuen sich auf Tageslicht.



Dann gehen wir mal an den Rest und rupfen schon mal die Kupplung raus.





Druckplatte, Druckfeder, Druckpilz. Jede Menge Druck.





Das ganze Scheibenpaket muss auch noch raus.





Da liegt es nun.





Den inneren Korb fixiert und mit dem Akkuschlagschrauber die zentrale Mutter gelöst.





Der innere Korb weist sichtbare Spuren auf, diese sind jedoch kaum fühlbar,
der Rest ist in sehr gutem Zustand.





Das fette Lager samt verzahnter Mitnehmer-/Passhülse von der Welle gezogen und den äusseren Korb entfernt.







Dahinter schon wieder seltsame Zahnräder.
Wer soll da noch durchblicken ...





Kupplung und das dahinterliegende Zahnrad für den Antrieb von Ölpumpe, Wasserpumpe, Generator
und die Übertragung des Antriebs durch den Startermotor.





Ganz ordentliches Paket, nun ist das Gehäuse wesentlich leichter.

So schaut das ausserdhalb des Motors zusammengesteckt aus.
Der Einbau kann nerven ...







Da nehmen wir nun gleich noch die Ausgleichwelle raus.
Die wiegt auch noch mal fast so viel wie ´ne Kiste Bier.





Das nun deutlich handlichere Gehäuse rumgewuchtet und noch mal
die Lösereihenfolge im Kopf und mit den Fingern durchgegangen.





Nummer 1 in der Reihe kann man gleich mit den Fingern lösen.
Der Rest war aber ok.





Die Büchse ist offen.





So viel zu den Notlaufeigenschaften :
Dies ist die schlechteste Lagerschale.
Nur eine Riefe, vermutlich vom Zusammenbau.





Lager der KW alle optisch gut,
nur Schmutzablagerungen in der Ölnut der Lagerschalen.






Gruss, Jochen !

Holger Offline




Beiträge: 1.190

03.01.2020 18:55
#11 RE: So bitte nicht ... Antworten

Grosses Kino für den Laien - Danke Jochen.

Marcster Offline




Beiträge: 3.230

04.01.2020 11:07
#12 RE: So bitte nicht ... Antworten

Kurzweilig! Weiter so!

_____________________________________
Rock'n Roll for life.

BerT Offline




Beiträge: 4.299

04.01.2020 17:04
#13 RE: So bitte nicht ... Antworten

MoinZ


Heute nicht viel gemacht.
Nur den ganzen Kupplungskram und die AG-Welle gesäubert, gesalbt und eingelagert.
Nach den zwei Stunden dann noch Freilauf und Welle ausgebaut.


Der Freilauf befindet sich oberhalb des Getriebes unter diesem Buckel des Motorgehäuses.
Die Welle, auf der er seinen Dienst tut, treibt auch den Generator an.





Hier der Antrieb für den Generator.





Welle, Lager, Freilauf und Kleinkram samt Zahnrad für die Kraftübertragung des Startermotors (oben im Bild).





Da der ganze Krempel ganz oben im Motor sitzt, gibt es an dieser Stelle schon mal
Probleme mit Kondesat, was dem Freilauf und den Schrauben nicht sehr gut tut.




Die Freilaufeinheit als solche wird vor Einbau eh noch mal komplett zerlegt,
denn die kleine Feder, welche die Kippelemente hält, könnte hier auch Schaden
durch Korrosion genommen haben.
Es wäre nicht lustig, wenn die nach ein paar hundert Kilometern aufgibt
und der Motor erneut komplett zerelegt werden müsste.



Die zentrale Schraube hat ausser ein paar geringfügigen Narben keinen wirklichen Schaden genommen und
zeigt sich nach Einsatz der Messingbürste einsatzbereit, die zugehörige Mutter wird erneuert.




Das Zwischenrad, welches den Startermotor mit dem Freilauf verbindet.





Alles fein gesalbt und lose zusammengesteckt.
Das nimmt in der Kiste weniger Platz weg.





So ... und obwohl es kaum einen anregenderen Duft gibt, als das Gemisch aus Altöl,
Isoalkanen, flüchtigen Kohlenwasserstoffen und frischem Castrol 20W50 Vollsynthetik,
ist heute erst mal Schluss.



Gruss, Jochen !

sixty Offline




Beiträge: 1.931

04.01.2020 18:31
#14 RE: So bitte nicht ... Antworten

ist lehrreich,weiter so!
gruß willi

Birdy Online




Beiträge: 3.889

04.01.2020 18:34
#15 RE: So bitte nicht ... Antworten

Danke Jochen, sehr interessant, bitte weiter berichten!!

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Gruß Volker
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