Auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame befasste ich mich vergangenenes Wochenende mal mit dem Freilauf. Das olle Mistding, diese peinliche Fehlkonstruktion, dieses ständig wiederkehrende Ärgerniss aller Hinckley Motoren. Ich hasse ihn ...
Da, rechts im Bild, ist diese Freilaufeinheit. Fett, klobig, deplaziert und irgendwann mit 100%iger Sicherheit defekt. Links im Bild das Zwischenrad, welches den Freilauf mit dem Startermotor verbindet.
Zerlegt und ungreinigt zeigt sich der betriebene Aufwand. Schrauben und Sicherungsring habe ich einfach mal unterschlagen
Der Kern des Übels ist diese laufrichtungsabhängig blockierende Scheußlichkeit. Erdacht und hergestelllt von Morse, nicht einzeln zu bekommen und derzeit für den Spottpreis von +/- 250,- Euro nur mit kompletter Einheit käuflich.
Auch das Ding kann man noch weiter zerlegen.
Der eigentliche Defekt entsteht durch das Ausleiern eines Pfennigartikels. Dieser blöden sch... Feder :
Das Federchen hält die Kippelemente in Rund und Glied, ohne gibt das ganz heftige Schläge aus dem Motor, die Wellenlager werden in Mitleidenschaft gezogen und auch die Laufflächen, auf denen sich die Kippelemente in Mitnehmerposition verkeilen, leiden sehr.
Sind diese zerstört, dann ist das Teil Schrott. In diesem Fall hier sind die Spuren sichtbar, aber nicht fühlbar. Also kann man, sofern man hat, das Federchen wechseln und das Teil wieder verwenden.
Nun funktioniert das Ding wieder.
Nur kann leider niemand sagen, wie lange. Für Motoren ohne den Wartungsdeckel empfehle ich diese Reparatur deshalb nicht. Das Risiko, dass die Feder nicht evtl. lange mitmacht, ist zu groß.
Das ich auf den kleinen Knaben nicht gut zu sprechen bin erklärt sich mit der Tatsache, dass die meisten Motoren dieser Baureihe ausgebaut und komplett zerlegt werden müssen. Um 1993/94 herum wurde ein dafür vorgesehener Wartungsdeckel auf dem Motorgehäuse wegrationalisiert, um Herstellungskosten zu sparen. Angeblich natürlich nur aus gewichtstechnischen Gründen ... Knapp drei von mehr oder weniger 265 Kilos gespart. Albern. So gestaltet sich der Austausch dieses Teils zur Großbaustelle. Statt 2-3 Stunden dauert das nun ... ach, ich wills gar nicht nachrechnen müssen ... Hinzu kommen natürlich Öl, Kühlflüssigkeit, kompletter Dichtsatz und die üblichen Kleinigkeiten und Ärgernisse solch einer Reparatur. Ein Vertragshändler muss dafür zwischen 1800,- bis 2500,- Euro aufrufen.
Ja, vielen Dank, das ist wirklich sehr spannend, obwohl man manchmal gar nicht wissen möchte was sich da im Motor alles abspielt, quasi gefühlt immer kurz bevor einem das Ding komplett um die Ohren fliegt.
Um das Geschichtchen abzuschließen : Uuuuund fertig ..... !
Gehäusehälften zusammenbauen. Da fehlte noch was.
Erst mal den Kopf draufschrauben.
Nockengedöne rein, Steurzeiten einrichten und Ventilspiel einstellen
Aushilfsventildeckel aufsetzen, der originale geht noch zum Pulverer und Kleinkram ins Gehäuse schrauben.
Den Krempel auf den Kopf stellen und die Ölwanne montieren. Neuen Ölfilter natürlich gleich mit.
Bisserl abwischen und fertig ist der Motor.
So bald der Ventildeckel fertig ist wird der Motor konserviert, gut eingepackt und ins Regal gestellt. Vielleicht findet sich jemand der den haben will oder ich brauche ihn irgendwann selber mal. Wenn hier wer Interesse hat, bitte PN schicken.
Der Motor ist übrigens schon mit der verbesserten Ölversorgung für höhere Leistung vorbereitet, da muss man also nur noch andere Nockenwellen einbauen und sich nicht mehr um die bessere Ölversorgung kümmern.
Für die Modelle mit mehr serienmäßiger Leistung gab es gemäß Service Bulletin 222 einen Umrüstkit von Triumph. Der beinhaltet u.A. eine andere Hohlschraube für die Steigleitung zum Zylinderkopf, ein geändertes Überdruckventil und eine andere Ölansaugung in der Ölwanne. Dieses und ein paar andere Kleinigkeiten verbessern die Schmierleistung im Motor an Kurbelwelle, Pleueln und den Nockenwellen.